3.4.6 Die Begriffe "Natur" und "Naturhaushalt"

 

Die Begriffe "Natur" und "Naturhaushalt" sind im Glossar ebenfalls nicht definiert.

Im hier interessierenden Zusammenhang ist wichtig, ob im Begriff "Natur" der Mensch (und sein Wirken) einbegriffen sind oder nicht.

Häufig wird (z. B. im Naturschutz) "Natur" als das "vom Menschen unbeeinflußte" verstanden.

Im Zusammenhang mit der Eingriffsregelung ist diese Auslegung aber nicht sinnvoll, weil es gerade um Teile geht (Baugebiete u. ä.), die sehr intensiv vom Menschen beeinflußt sind. Hier ist also im Naturbegriff der Mensch (und damit auch sein Wirken) eingeschlossen.

(Dies wurde im vorstehenden Text durch die Wahl des Begriffes "Kultur-Landschaft" betont).

Die Einbeziehung und damit die Berücksichtigung des Menschen in der Natur (besser als Teil der Natur) erfordert aber eine Reflexion der Rolle des Menschen im Gesamtzusammenhang.

Diese Rolle wird recht unterschiedlich gesehen, je nachdem, ob die Zukunft als Schicksal oder Chance verstanden wird. Beispielsweise spricht Pabst Johannes Paul II in seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen zum 50-jährigen Bestehen der Weltorganisation, von einer "...Sicht des Menschen als vernunftbegabte und freie Person... die mit Denk- und Entscheidungsfähigkeit begabt und daher der Weisheit und der Tugend fähig ist."(1). Dem Menschen wird hier die Zukunft als Aufgabe gestellt. Der Evangelische Landesbischof Dr. Engelhardt wünscht in seinem Beitrag "Die Zukunft der Welt aus der Sicht der Kirche" lediglich "... eine überlebensfähige Zukunft zu gestalten." (2)

Eine überlebensfähige Zukunft ist jedoch viel weniger als eine menschenwürdige Zukunft.

In diese Diskussion wären die vielen anderen Sichtweisen der Rolle des Menschen einzubeziehen, was im Rahmen dieser Stellungnahme zur Eingriffsregelung aber nicht geleistet werden kann.

Nicht übersehen werden darf in diesem Zusammenhang, daß eine Trennung von Natur und Mensch oft (möglicherweise wider besseren Wissens) aus anderen Gründen (z. B. der Rechtfertigung oder eines Machtanspruchs) erfolgt.

Im Motto der Expo 2000 "Mensch-Natur-Technik" kann die Trennung von Mensch und Natur erfolgt sein, um die Veränderung der Natur durch vom Menschen geschaffene Hilfsmittel (Technik) deutlicher zu machen; - oder um zu sagen, daß jede Technik ein "Eingriff" in etwas anderes, die "Natur" sei; und damit auch die Berechtigung von Gruppen begründet ist, die solche sog. Eingriffe "regeln".

Der zusammengesetzte Begriff "Naturhaushalt" setzt schließlich voraus, daß es eine übergeordnete Kraft gibt, die haushält (es sei denn, der Mensch maßt sich selbst an, Haushälter der Natur zu sein). Ein solcher menschlicher Haushälter über die Natur, d. h. über den Gesamtzusammenhang wäre dann natürlich auch zu einem übergeordneten Machtanspruch berechtigt!

Für eine "Natur an sich" d. h. für eine Landschaft ohne Bezug zum Menschen gibt es keinen Haushalt.

 


(1) zitiert aus: Würtele, G. (Hg.), Zukunft als Aufgabe, Band 2, Verlag Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1998

(2) zitiert aus: Würtele, G. (Hg.), Zukunft als Aufgabe, Band 2, Verlag Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1998


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