2. Zur Wahl des Untersuchungsraumes

Warum wurde gerade der Raum Nordschwaben/Westbayern für diese Untersuchung herangezogen?

Zum einen ist dieser Raum ein funktional typischer ländlicher Raum zwischen den Ballungs-gebieten München, Stuttgart und Nürnberg (Bild 1 = Landesentwicklungsabsichten). Bezieht man die Ausstrahlungsbereiche dieser Ballungsräume wie Augsburg und Aalen, Ansbach, Ingolstadt mit ein, so verbleibt zwischen den Autobahnen A6 - A9 ein klar ländlich geprägtes Gebiet. Dies wird in den jeweiligen Landesentwicklungsprogrammen bzw. Konzepten nicht nur bestätigt, sondern auch klar gefordert bzw. gefördert.

Zum zweiten wird dieser Raum die Folgen der ja nun Realität gewordenen EU-Osterweiterung besonders deutlich zu spüren bekommen. Der bisherige Strom der Fördermittel in unserem Raum wird deutlich abebben. Dies liegt nicht nur an den immer knapper werdenden Mitteln oder den drohenden 2. "Blauen Brief" aus Brüssel!

Die möglichen Förderungen werden sich in die neuen EU-Mitgliedsstaaten ergießen müssen, um dort soziale Unruhen zu vermeiden.

Die wenigen verfügbaren EU-Mittel werden bestenfalls noch in den Ostrand Bayerns fließen.

Drittens hat sich Arbeit entscheidend verändert - weltweit (Bild 2 = Tendenzen in der Wirtschaftsentwicklung). Mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze in Deutschland kommen bereits jetzt aus der "Informationswirtschaft". Die aktuelle Entwicklung, z. B. die Einführung einer "Weltnetzwerksprache" führt zur weiteren weltweiten Umlagerung von Arbeitsplätzen.


Schon bei der Gründerversammlung des Wirtschaftsforums Donau-Ries wurde seitens der IHK für Augsburg und Schwaben auf das Risiko des hohen Besatzes mit Arbeitsplätzen aus dem Produktionssektor in unserem Raum verwiesen. Dieses Risiko wächst stetig.

Viertens schließlich will ich auch noch auf die Bevölkerungsentwicklung aufmerksam machen (Bild 3 = Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands).

Wie Sie aus dem oberen Bild leicht ersehen, hat der sog. "Pillenknick" schon die 30 bis 35-jährigen erreicht; - d. h. auch bei einer erheblichen Änderung der Familienpolitik können gar nicht mehr genug Kinder zum Erhalt der Bevölkerungszahlen geboren werden. Das statistische Bundesamt rechnet deshalb auch längerfristig geradezu mit einer Umkehrung der deutschen Bevölkerungspyramide, was auch durch Zuwanderung nicht ausgeglichen werden kann.

Dies führt ganz zwangsläufig dazu, dass die in (Bild 1) gezeigten, uns umgebenden Ballungsräume unseren ländlichen Raum noch weit stärker aussaugen werden als schon bisher. Allein schon, um die städtischen Infrastrukturen auszulasten.

Schon im nächsten Jahrzehnt also werden in unserer Heimat Nordschwaben/Westbayern die jetzt noch scheinbar belebten Städte und Dörfer anfangen, sichtbar zu verfallen.

Das Gebiet Nordschwaben/Westbayern ist also - wie Sie sehen - aus vielerlei Gründen geradezu prädestiniert zur Erforschung von Veränderungsprozessen im ländlichen Raum!

Wir haben deshalb unser Forschungsprojekt "Bürgergesteuertes Regionsmarketing" bewußt nach Nordschwaben/Westbayern gelegt.