top-aktuelle Bücher von Dr. Dr. K. Marquardt

Lehrbuch für Politikinteressierte, Band 1, Planung

Lehrbuch für Politikinteressierte, Band 2, Wirtschaft und Ökologie

Lehrbuch für Politikinteressierte, Band 3, Umweltgestaltung-Mitweltgestaltung

Projektdokumentation, Band 4, Das Geheimnis des Waldsterbens

Projektdokumentation, Band 9, Paradiese im Jahr 2050


 

Vorträge mit jeweils ähnlichem Inhalt gehalten, in Hof am 8. 8. 2006, in Plauen am 29. 8. 2006 und in Bad Steben am 4. 9. 2006

Dr. Dr. K. Marquardt,
Wirtschaftswissenschaftler und Landschaftsarchitekt
Badstraße 8, 95138 Bad Steben,
www.iwoe.de

Tel.: 09288-92544-0
Fax: 09288-92544-44

info@iwoe.de



Zukunft der "Ideenregion Europamitte - Hochfranken/Vogtland"


Sehr geehrte Damen und Herren,

gerne will ich mit Ihnen gemeinsam einen Ausblick in die Zukunft wagen:


Lassen Sie uns aber bitte vorab mit einigen in die Vergangenheit geschobenen Utopien beginnen:


Stellen Sie sich doch bitte einmal vor, was die klügsten Köpfe der Welt vor nur 15 Jahren - also im Jahr 1991, als das Programm für für das WWW erstmals veröffentlicht wurde - hätten äußern können, wenn sie damals nach der Bedeutung des World Wide Web heute - also im Jahre 2006 - gefragt worden wären!


Oder überlegen Sie bitte kurz, ob Sie selbst vor nur fünf Jahren geglaubt hätten, dass Sie heute über Google Earth jedes Haus und jeden Baum im Maßstab von etwa 1: 1000 auf der ganzen Welt, - sei es der japanische Kaiserpalast, eine karibische Zucherrohrfarm oder die Äcker um Ihren Heimatort herum - jederzeit und von jedem Ort der Welt aus im Luftbild sehen können.


Oder ganz sicher hätte ich vor nur drei Jahren, als ich im Juli 2003 mit der Planung des derzeit weltgrößten Solarparks Erlasee begonnen hatte, selbst nie daran geglaubt, dass bei der Einweihung am 1. 9.2006 SPD, GRÜNE und CSU einheitlich diese neue Energiegewinnungsanlage - wie geschehen - loben würden.


Diese wenigen Beispiele beweisen, dass wir in einer Zeit der rasanten Entwicklung, d. h. nicht nur in einer Zeit voller Risiken sondern vielmehr in einer Zeit riesiger Chancen leben.


Gerne will ich Ihnen deshalb ein paar realisierbare Ideen für die Entwicklung dieser Region vorstellen.

Ziel der nachfolgenden Überlegungen ist der Versuch einer Antwort auf die dreifache Frage

 



Der erste Frageteil "Wie können wir leben?" ist einfach zu beantworten. Wir können insgesamt nur so leben, wie die menschliche Natur (Konstitution) und die naturräumlichen Gegebenheiten es zulassen.


Auch der zweite Frageteil "Wie sollen wir leben?" scheint beantwortbar. Zumindest sollen wir so leben, dass wir die im ersten Frageteil auffindbaren Grenzen nicht allzuweit überschreiten!


Neben solchen grundsätzlichen Vorgaben gibt es aber einen breiten Raum von zusätzlichen, von Mitmenschen geprägten Vorgaben.


Inwieweit wir solche zusätzlichen Vorgaben akzeptieren, hängt schließlich vom dritten Frageteil ab, nämlich davon, wie wir leben " wollen"!


Da Veränderungen Zeit brauchen, ist die Zusatzfrage berechtigt, wann wir wie leben wollen.


Planen wir z. B. einen Wald, so müssen wir uns Gedanken darüber machen, ob an der vorgesehenen Stelle in einem Jahrhundert ein Wald wünschenswert ist. Schneller wird aus einer Aufforstung nun einmal kein Wald.


Wir dürfen also - dies sei besonders betont - nicht nur fragen: "War ein Wald an dieser Stelle in der Vergangenheit sinnvoll?"

Wir müssen uns mit der Zukunft befassen, mit allen Veränderungen, die im Laufe des kommenden Jahrhunderts an dieser Stelle möglich sind. Erst wenn wir alle Entwicklungsvarianten nebeneinander stellen können, können wir abwägen, ob wir an dieser Stelle für rund 100 Jahre eine Waldnutzung festlegen dürfen.


Häufig versucht man nun, eine Zeitbegrenzung durch den Begriff "nachhaltig" zu umgehen. Dies hilft aber nicht weiter, weil doch jede auch noch unbekannte zukünftige Veränderung mit einzubeziehen wäre.


Zukunft baut zwar auf dem Vergangenen und dem Vorhandenen auf, kann aber nur anhand zukunftsbezogener Handlungsvorgaben, Strategien, Kriterien entworfen werden. Auch in der Vergangenheit bewährte Handlungsformen müssen in der Zukunft nicht gültig bleiben, weil sich andere Teile der Welt zukunftsbezogen auch verändern.


So wird in der Europäischen Raumentwicklungspolitik (EUREK) im "Zieldreieck ausgewogener und nachhaltiger Raumentwicklung" noch immer in die Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt getrennt. Dabei ist längst offensichtlich, dass eine Trennung von Mensch und Umwelt sachlich falsch ist, da der Mensch integrierter Teil des Ganzen ist und zumindest sein arterhaltendes Wirken (ein großer Teil seines Wirtschaftens) nicht heraustrennbar ist.


Die lediglich durch Begriffsbildung geschaffene Auftrennung des Ganzen verführt zu leicht zu falschen Schlußfolgerungen; - z. B. zur Annahme eines unkorrekten Gegensatzes von Natur und Mensch!

Ganz "natürlich" hat der Mensch - wie jedes andere Lebewesen auch - sich die Welt nach seinen Lebensbedingungen geformt. Der Mensch ist aber weise genug, um seine Zukunftsbedingungen im Miteinander mit seiner Mitwelt zu organisieren.


Zwei weitere konkrete Beispiele mögen zeigen, dass die derzeitigen Grundlagen der Raumentwicklungspolitik nicht mehr voll zukunftsfähig sind.

Noch vor nur wenigen Jahrzehnten war die Überwindung von Entfernungen ein wesentliches, die Wirtschaftsentwicklung bestimmendes Kriterium.

Heute sind dank moderner Informations- und Kommunikationstechnik gut die Hälfte aller deutschen Erwerbsmöglichkeiten entfernungsunabhängig!

Räumliche Ordnungsprinzipien wie das Zentrale- Orte- Prinzip oder die Bindung an Entwicklungsachsen haben dadurch deutlich an Gewicht verloren.

Andere Möglichkeiten, wie das Wiederverknüpfen von Arbeit und Wohnen, von Aktivitäten der Jüngeren und Erfahrungen der Älteren, Existenzgründungen in naturnahen Räumen, in überschaubaren Kleinsiedlungen u. ä. haben dagegen an Bedeutung gewonnen; - und werden absehbar noch weiter gewinnen.


Die weitgehende Auflösung tradierter räumlicher Entwicklungsprinzipien führt dazu, dass sich die Zukunftsgestaltungschancen immer mehr verschieben können von der Frage, wie wir leben "sollen" zur Frage, wie wir leben "wollen"!

Um diesen größer gewordenen Gestaltungsspielraum zu nutzen ist es vielleicht hilfreich, einige mögliche Entwicklungslinien für unsere Heimatregion aufzumalen.


1. Die wahrscheinlichste Entwicklung


Die naheliegendste Überlegung wäre der Gang in eine Zukunft, in der keine gravierenden Veränderungen vorgenommen würden.


Vermutlich würde dann die Abwanderung gerade der aktiven Bevölkerung weitergehen. Die auf aktive Mitarbeiter angewiesene Wirtschaft würde weiter an Innovationskraft verlieren und/oder mit abwandern.


Wegen des Verlustes meist jüngerer Bürger würde sich der Bevölkerungsrückgang und damit der Verlust an Gestaltungskraft noch beschleunigen.


Denkbar ist dazu als Gegenbewegung eine Rückkehr älterer Bürger nach Abschluß ihres Berufslebens in den ihnen vertrauten Heimatraum, in dem Erholung in naturnaher Landschaft u. ä. noch möglich ist.

Dem würden geeignete, den Einwohnerbedürfnissen angepaßte Verwaltungs- , Betreuungs- , Unterhaltungseinrichtungen usw. von der umfassenden Prävention bis zu alternativen Gesundheitsvorsorge- bzw. Krankheitsbehandlungsmethoden folgen.


Die Umstrukturierung der Region in einen beruhigten, abgesichterten Raum zum genießen des Lebensabends in angepaßter Natur und Kultur würde erfolgen; - eine durchaus nicht abzulehnende Entwicklung.


Da diese Entwicklung nur sehr wenig Gestaltungskraft verlangt, hat sie einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit!


2. Die optimierte Entwicklung


Dieser wahrscheinlichsten Entwicklung soll nachfolgend der Entwurf einer auch möglichen optimierten Entwicklung entgegengestellt werden.


Stellen wir dazu zuerst die Frage: "Wo läge ein zukünftig optimierter Lebensraum am günstigsten?"


Die Einigung Europas brachte z. B. neue Motive für eine europaweite Ostverschiebung von Entwicklungen.


Die Globalisierung bringt schon jetzt weitere Veränderungen.


Betrachtet man nur den Teil der Wirtschaft, der entfernungsabhängig ist, so wäre beispielsweise der "Mittelpunkt des geeinten Europas" der günstigste Standort für solche Betriebe, weil dorthin alle Wege von allen Seiten her die kürzesten sind.


Dies wäre das Gebiet Ostthüringen- Südwestsachsen- Oberfranken- Nordwesttschechien (s. Plan 1).


Nennen wir dies Gebiet einfach und anschaulich "Europamitte".


Plan 1: Lage von Hochfranken- Vogtland in der "Mitte Europas"





Die Einbindung in die überregionalen Verkehrstrassen, der geplante Ausbau des Flugplatzes Hof- Plauen usw. belegen diese Einschätzung.


Nun ist aber der Bedarf an entfernungsgebundenen Entwicklungen nur noch ein Teil der Gesamtentwicklung, da - wie bereits betont - in Deutschland bereits etwa die Hälfte aller Erwerbstätigkeiten nicht mehr entfernungsgebunden ist!


Es müssen weitere Gründe hinzukommen, weshalb die Entwicklung gerade in der Mitte des geeinten Europas stattfinden soll.


Ein üblicher Entwicklungsanreiz ist das Vorkommen besonderer "Rohstoffe". Darunter sind nicht nur materielle Stoffe wie z. B. Holz, Erz oder Kohle zu verstehen, sondern ebenso immaterielle Rohstoffe wie besondere Fertigkeiten und Fähigkeiten, neue Materialien, neue Formen der Energiegewinnung u. ä.


Im oben eingegrenzten Raum gibt es sehr wohl solche besonderen Rohstoffe, nämlich sowohl im Bereich der Glas- , Porzellan- und keramischen Industrie als auch im Bereich der Textil - und Bekleidungsindustrie sowie der Metall- und Kunststoffverwendung.


Die immer noch große Zahl von Betrieben, die in dieser Region entsprechende Produkte mit Weltgeltung herstellen, beweisen dies!


Doch zählt in diesen Betrieben immer weniger die teilweise schon abgewanderte bzw. noch abwandernde Massenproduktion. Immer wichtiger wird es, der weltweiten Branchen-Entwicklung stets einen Schritt voraus zu bleiben.


Um solche Innovationskraft zu erhalten und zu erweitern bedarf es des Ausbaus von Bildungs- und Forschungsstätten.


Mit dem Auf- und Ausbau der anwendungsorientierten Fachhochschulen, Aus- und Fortbildungsstätten in Plauen, Hof (eventuell unter Hinzuziehung der Hochschulen in Zwickau und Bayreuth) usw. ist bereits ein wichtiger Schritt getan.


Es fehlt aber in der hiesigen Region an Chancen zur Umsetzung des erworbenen Wissens.


Ein vergrößertes Angebot von Umsetzungschancen von Wissen und Ideen ist u. E. die bedeutendste Voraussetzung für eine "zukunftsfähige Zukunft" einer Region "Europamitte" Hochfranken/Vogtland.


3. Die Ideenregion


Faßt man die beschriebene Situation zusammen, so ergibt sich daraus eine einzigartige Chance für die Zukunft dieser Region.


Die Vielzahl leerstehender oder verfügbarer Wohn- und Betriebsgebäude ist dabei nicht als Belastung sondern als eine große Chance, als eine Art weiterer "Rohstoff" einbeziehbar.


Kurzfristig ist hier vor allem eine Wiederauffüllung der Region mit aktiv ihre Zukunft gestaltenden Menschen von außen möglich. Schon häufig in der Geschichte haben solche "organisierten Zuzüge" erhebliche positive Entwicklungssprünge einer Region gebracht.


Das große und unvergleichbar günstige Angebot an Wohn- und Arbeitsraum sowie die heutige Informations- und Kommunikationstechnik ermöglicht beispielsweise einen deutlichen Zuzug von entsprechenden Betrieben, - und zwar ohne nennenswerte Belastungen der naturräumlichen Gegebenheiten.


Im Gegenteil, die Pflege und Entwicklung der Kulturlandschaft (aber ebenso auch die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und des kulturellen Erbes) können damit wesentlich intensiviert werden. Welche alte Mühle, Burg oder historisches Gebäude wartet nicht längst auf eine neue Nutzung, die nicht in die historische Substanz störend eingreifen muß!


Der Zuzug von Betrieben aus der Informations- und Wissenswirtschaft stände zusätzlich nicht in Konkurrenz zur etablierten Wirtschaft. Im Gegenteil erhöht eine solche Entwicklung die Chancen der vorhandenen Betriebe, "die Nase vorn" zu behalten.


Beispielsweise hat sicher jeder vorhandene Betrieb mehr Ideen, als er selbst detailliert prüfen kann. Dies trifft vor allem auf kleinere Betriebe und Betriebe des Mittelstandes zu.

Eine sehr kostengünstige Prüfung solcher Ideen wäre, z. B. Diplomarbeiten der Fachhochschulen, Berufsakademien usw. mit der gewollten Verzahnung von Theorie und Praxiszu unterstützen (wie Sie es ja bereits tun), und somit auch das ganze Wissenspotenzial dieser Ausbildungsstätten mitzunutzen.

Sollten solche Diplomarbeiten zu dem Schluß kommen, dass sich die Ideenanwendung nicht lohnt, war der wirtschaftliche Verlust für den Ideengeber und den Ideenunterstützer begrenzt.


Sollte es dagegen ein positives Ergebnis geben, könnte der Diplomand direkt übernommen oder auch als Partner gewonnen werden, in Form kleiner Testfirmen oder als eine Art ausgelagerte Entwicklungsabteilung.

Auf diese Weise kann der junge Mensch in der Region gehalten werden, sich in der Region aktiv weiterentwickeln, eventuell eine Familie gründen und so zusätzlich die Bevölkerungszahl erhöhen, die öffentlichen Einrichtungen vom Kindergarten über die Schule bis einmal wieder zur Hochschule auslasten usw.


Freizeit- und Naherholungseinrichtungen würden wieder mehr nachgefragt, der Raum kann attraktiver gestaltet werden und vieles mehr.

Das derzeitige Ausbluten der Region würde in ein Aufblühen umgewandelt!


So würde also der Lebensraum als Ganzer profitieren.


Voraussetzung für eine solche Entwicklung wäre lediglich, die vorhandenen Chancen umfassend aufzubereiten und überregional aktiv anzubieten.


Warum verwendet man z. B. die vorhandenen Mittel immer noch wegen vergangenheitsgebundener Förderrichtlinien u. ä. zum Rückbau oder gar Abriß vorhandener Entwicklungschancen, anstatt intensiv um Betriebe der Informations- und Wissenswirtschaft zu werben, - die sicher bald von sich aus alte Räumlichkeiten renovieren oder ganz erneuern könnten?


Die aufgezeigten Chancen für eine Ideenregion "Europamitte" sind dabei keineswegs ein Gegensatz zur vorne skizzierten wahrscheinlichsten Entwicklung.


Das Potenzial älterer, erfahrener Menschen ist im Gegenteil ein bedeutender weiterer "Rohstoff" für die Ansiedlung neuer Informations- und Wissenswirtschaftsbetriebe.


So können interessierte Ältere als eine Art "Wissenssammler" fungieren. Jeweils in ihrem Fachgebiet können sie die Fülle vorhandenen Wissens älterer Menschen ohne zu hohen Leistungsdruck gezielt abfragen, prüfen, aufbereiten und den Neubetrieben zur Verfügung stellen.


Oder die Wissenssammler können für junge Informations- und Wissenswirtschaftsbetriebe fremdes und nur gelegentlich benötigtes Wissen, wie z. B. die Kenntnis von nicht mehr gebräuchlichen EDV-Betriebssystemen, Buchführung und Marketing, sonst eventuell in Vergessenheit geratende seltene Speziallösungen in der Textil - , Keramik- , Metall- und Kunststoffverarbeitung und vieles mehr gezielt sammeln und vermitteln.


Was früher in der Land- und Forstwirtschaft, der Jagd, dem Bergbau usw. durch das lange Zusammenleben meist verwandter Generationen automatisch gewährleistet war, nämlich die Bewahrung und Weitergabe von Erfahrungen, muß in der Informations- und Wissenswirtschaft im heutigen Lebensumfeld u. E. sicher erst neu organisiert werden.


Junge aktive Informations- und Wissenswirtschaftsbetriebe können so mit Unterstützung von sog. Wissenssammlern zu entscheidenden Stützen der Produktionsbetriebe werden, damit jene weltweit immer einen Schritt weiter sind, stets die Nase vorn behalten und so ihre dauerhafte Existenz im hiesigen Raum sichern.

In der Summe entstünde durch solchen "gelenkten Strukturwandel" - und wohl nur so - im Herzen Europas eine zukunftsfähige, aufstrebende Region .

Darum sollten wir das wollen!


4. Welche Teilräume bieten sich für welche Entwicklungsschwerpunkte an?


Voraussichtlich kann man die angeregte Entwicklung noch optimieren, indem man eine gewisse Differenzierung der Teilraumnutzung vorsieht, um denkbare gegenseitige Störungen zu mindern.


Dabei gibt es keine scharfen Abgrenzungen. Im Gegenteil, eine gewisse Überlappung der vorrangigen Nutzungsformen, d. h. die Entstehung von breiteren Kontaktzonen erscheint durchaus vorteilhaft (s. Plan 2).





Naheliegend ist die Konzentration entfernungsabhängiger Produktion beiderseits der Autobahntrassen.

Neben den traditionellen Standorten von Selb bis Plauen sind hier schon eine große Zahl möglicher neuer Standorte vorgesehen.


Dafür sollten insgesamt und zusätzlich für jeden Standort einzeln ein abgestimmtes Nutzungskonzept aufbereitet und öffentlich (z. B. via Internet) angeboten werden. Die möglichst bildhafte Anregung sich gegenseitig stärkender Nutzungen bringt sicher eine schnellere Auslastung.


Verstärkt können diese Verkehrs- und Produktionsräume noch werden z. B. durch eine über dem Mittelstreifen der Autobahn aufgeständerte Transrapidstrecke vom Flugplatz München zum Flugplatz Berlin mit Haltepunkten in Regensburg, am Flugplatz Hof-Plauen, in Dresden u. ä.


Der Verkehrs- und Produktionsraum sollte dann sinnvollerweise in den Innovationsraum übergehen. Dies wäre der Bereich für die Umsetzung neuer Ideen. Zukunftsoffene Gemeinden könnten hier bevorzugt neuen Betrieben die Chance anbieten, sich ihre Träume zu verwirklichen.


Warum sollen Textilhersteller hier nicht einmal in nur Stunden errichtbare Gebäude testen; oder Kleinunterkünfte, die sich beim Abwurf in Katastrophengebieten wie ein Airbag von selbst aufblasen; oder neue Kunststoff und Keramikproduktionsprozesse für Kleinserien und Sonderanwendungen in Entwicklungsländern usw.


Entsprechende Materialien würden auch im Gesundheitswesen gebraucht und könnten in anschließenden "Gesundheitsräumen" z. B. im Osten von Bad Elster bis Bad Brambach oder im Westen von Bad Lobenstein bis Bad Steben eingeführt werden. Diese Bereiche wären auch prädestiniert als sog. "Gesundheitscluster", in welchen über den Wellnesbereich und den üblichen Angeboten zur Vorsorge, Behandlung und Nachsorge hinausgehend z. B. "therapeutische Betriebe" bis hin zu alternativen Landnutzungen einrichtbar sind; - wo der Gesundheitssuchende vom Heilpflanzenanbau über die Aufbereitung und Verarbeitung bis hin zur Anwendung am Weg seiner Gesundung selbst mitwirken kann.


Die Neustrukturierung des Raumes um Bad Lobenstein bis Bad Steben z. B. als Gesundheitsschwerpunkt wäre u. E. besonders dringlich, weil der östliche Gesundheitsraum um Bad Elster- Bad Brambach durch seine Grenzlage zusätzliche Entwicklungsvorteile hat. In Grenzräumen gibt es stets eine größere Wissensmenge, so dass dort der Übergang in einen Ideen- und Wissenswirtschaftsraum deutlich leichter ist.


An die Gesundheitsräume schließen schon jetzt die noch weitgehend naturnahen Gebiete des Thüringer Waldes und des Frankenwaldes bzw. des Elstergebirges an. Diese erholsam ruhigen Räume, in denen der Mensch seinem Wesen entsprechend wieder als integrierter Teil der Natur leben kann wären die idealen Denk- und Ideenräume!


Noch in erreichbarer Nähe zu den Umsetzungs- und Anwendungsgebieten, aber doch frei von der alltäglichen Hektik können hier Informations- und Wissenswirtschaftsbetriebe stetig Neues ersinnen, um die Gesamtregion trotz Globalisierung europa- bis weltweit dauerhaft an der Spitze zu halten.


Die Städtekette Plauen - Hof (eventuell erweitert bis nach Bayreuth) bietet sich in einem solchen Konzept als Bildungs- und Verwaltungsschwerpunkt an. Diese Städte bieten sich aber weit darüberhinausgehnd auch als eine Art "Kulturschwerpunkte" einer neuen, aufstrebenden Region Europamitte an.


Die vorhandenen Einrichtungen wie die Theater in Plauen und Hof, die Hofer Symphoniker und Hofer Filmtage bis hin zu den Wagner-Festspielen in Bayreuth, das Museum Plauener Spitze, diverse Kunst-Galerien und Ausstellungen usw. haben schon heute eine außergewöhnliche Ausstrahlung.


Solche Kulturinstitutionen können und sollten noch erheblich ausgebaut werden, denn gerade die Kunst in ihren vielfältigen Äußerungsformen ist der fruchtbarste Nährboden für neue, in die Zukunft führende Ideen.


Die derzeitige Situation läßt es eigentlich nicht zu, noch länger abzuwarten.


Die angedeuteten Entwicklungen - wenn wir sie denn wollen - sollten deshalb baldmöglichst inhaltlich und räumlich konkretisiert, d. h. für Bürger und Investoren einsehbar aufbereitet werden.


Bis hier habe ich von mir aus Ihnen ein aus den Gegebenheiten und Möglichkeiten heraus komponiertes Zukunftsbild aufgezeigt.


Aus meiner Erfahrung und Einschätzung heraus entstünde daraus eine durchaus anstrebenswerte, aber keineswegs die einzig mögliche regionale Gestaltung.


Verstehen Sie deshalb bitte das Gezeigte vor allem als den unvermeidbaren Aufbruch in einen umfassenden Diskussionsprozess über Ihre bestmögliche Zukunft.



Dr. Dr. K. Marquardt,

Wirtschaftswissenschaftler und Landschaftsarchitekt